Die letzten Geheimnisse des Neusiedler Sees
Wie viel Schlamm bzw. Wasser beinhaltet der größte Steppensee Mitteleuropas? Diese Fragen sollen in zweieinhalb Jahren beantwortet werden.
Letztes Update am 17.10.2011, 06:04
Der größte Steppensee Mitteleuropas wird neu ver- und gemessen
Als vor mehr als 40 bzw. 20 Jahren der
Neusiedler See ver- und gemessen wurde, war man sich einig: Alles Okay,
wir sind mit den Daten zufrieden, wir wissen wie groß der größte
Steppensee Mitteleuropas ist, wir wissen auch wie viele Kubikmeter
Wasser er beinhaltet und wir wissen nicht, wie viel Schlamm sich darin
befindet. Doch heute schaut die Welt ganz anders aus. Man ist mit den
alten Informationen nicht mehr glücklich und hat deshalb um knapp eine
Million Euro - unterstützt zu 85 Prozent aus EU-EFRE Mittel - das
Projekt Genesee in Auftrag gegeben, das die "letzten Geheimnisse des
Neusiedler Sees", so Helmut Rojacz von der Wasserabteilung der
burgenländischen Landesregierung, erforschen soll.
"Mister Neusiedler See" (©Landesrat Liegenfeld) Rojacz zeigt sich
"schlichtweg" enthusiastisch über die zu erwartenden Ergebnisse der
Studie, die spätestens im April 2014 fertig sein soll. Spezielle
Verfahren wie die sogenannte Echolot Messung werden angewendet. Echolot
ist ein Verfahren, wobei alle 100 Meter quer und alle 500 Meter längs
sukzessive insgesamt mehr als 2000 Kilometer Wasser abgefahren und
Schlamm gemessen werden.
Für die Wissenschaftler eine "sehr spannende" Arbeit, wie Volker Böder
von der HafenCity Universität Hamburg meint. Man habe nämlich in der
Vorbereitung nicht gewusst, ob es überhaupt möglich sei in einem derart
seichten Gewässer diese Messungen durchführen zu können. "Man kann." Die
Messungen wurden bereits zu 70 Prozent abgeschlossen. Vordergründiges
könne man derzeit noch nicht sagen. Auch keine Hochrechnungen können
angestellt werden, so Böder. Nur soviel: Der Neusiedler See ist nicht
durchwegs mit Schlamm sedimentiert.
Mehr Schilf als Wasser
Da die Fläche des Neusiedler Sees mehr Schilf als Wasser beträgt (185 zu 140 ) wird auch dieses Areal mit einem eigene Verfahren vermessen, das weit schwieriger sei als das Echolotverfahren, weil es händisch durchgeführt wird. Etwa fünf Minuten brauche man für einen Forschungsvorgang, so Professor Erwin Heine von der Boku in Wien. Eines weiß man aber bereits jetzt: Die gesamte österreichische Weinproduktion mache weniger aus als einen Millimeter des Seewasserstandes, so Helmut Rojacz. Und eines weiß Alois Herzog von der Biologischen Station Illmitz auch noch. „Der Neusiedler See kann wieder austrocknen, das ist nicht ausgeschlossen.“
Letztes Update am 17.10.2011, 06:04